Humusaufbau
Nachfolgend bieten wir einen Einblick in die Welt des Humusaufbaus. Wir beleuchten wirksame Maßnahmen zur Förderung und zeigen das beeindruckende Potential dieser Prozesse sowie die vielfältigen Ökosystemleistungen, die durch einen verbesserten Humusgehalt im Boden entstehen.
Maßnahmen
Um den Humusaufbau in der Landwirtschaft zu fördern, haben wir unsere humusmehrenden Maßnahmen in 7 Gruppen eingeteilt, die in unserer Region bewährt sind. Ergänzungen, die auf neuen Erfahrungen und Forschungsergebnissen beruhen, folgen laufend.
Zwischenfrucht-Mischungen und/oder Untersaaten
Die Maßnahme besteht in der Aussaat und Einarbeitung von Mischungen aus Gründüngungspflanzen, wie z.B. Kleearten, Gräsern, Sonnenblumen, Senf, die zwischen zwei Hauptkulturen als Gründüngung oder zur Nutzung als Tierfutter angebaut werden. Damit wird der Boden permanent bedeckt, durchwurzelt und mit organischer Substanz versorgt. Untersaaten wirken ähnlich durch intensive Durchwurzelung und damit Humusaufbau bis in tiefe Bodenschichten. Sie werden zu einer früher erntereifen Hauptfrucht ausgesät und verringern Verunkrautung und Erosion.
Verbesserte Fruchtfolgen mit mittlerer bis hoher Humuswirksamkeit
Eine verbesserte Fruchtfolge umfasst den Anbau humusmehrender Kulturen mit Feldfutterbau und Körnerleguminosen, Kulturen mit einem intensiven und tiefgreifenden Wurzelsystem, sowie mehrjähriger Kulturen (z.B. Ackergräser, Luzerne-Kleegras). Neben dem humuswirksamen Effekt können dem Boden so auch Nährstoffe nachgeliefert werden. Das wird vor allem durch die Symbiose von Körnerleguminosen mit Knöllchenbakterien verursacht. So kann der Einsatz von mineralischem N-Dünger und somit eine große Emissionsmenge vermieden werden.
Organische Düngung (Stallmist, Kompost, Gärreste)
Die Maßnahme besteht in der flächendeckenden organischen Düngung mit Stallmist (ca. 5-10 Tonnen pro Hektar und Jahr), Kompost oder Gärresten.
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Ernterestmanagement
Im Rahmen der einen Fruchtfolge alle zwei Jahre werden die Stroh-Ernterückstände auf dem Feld belassen. Es erfolgt keine Strohabfuhr (ca. 4 Tonnen pro Hektar und Jahr).
Dauerkulturen (Agroforst, Miscanthus, Silphie)
Dauerkulturen sind nicht in die Fruchtfolge einbezogene verholzende Kulturen, die über mehrere Jahre auf einer Fläche angebaut werden und wiederkehrende Erträge erbringen.
Nutzungsänderung - Acker zu Grünland
Bewirtschaftete Ackerflächen werden zu Flächen mit überwiegend Gräsern und Kräutern mit tiefwurzelnden Komponenten (z.B. wilde Möhre, Serradella) umgenutzt.
Bodenhilfsstoffe und Pflanzenstärkungsmittel ausbringen
Die Maßnahme besteht in der Ausbringung von Bodenhilfsstoffen und Pflanzenstärkungsmitteln wie z.B. Mikroorganismen, Präparate, Fermenter und Bio/Pflanzenkohle. Letztere wirkt aufgrund ihrer katalytischen Funktion im Boden humusanreichernd. Zusätzlich wird langfristig Kohlenstoff im Boden gebunden. Bio/Pflanzenkohle wird in der Regel aus Ernteresten (Durchforstung Wald, Zweige/Äste, Holzernte, Grünschnitt) mittels Pyrolyse hergestellt, die sonst anderweitig verrotten und dabei in die Atmosphäre ausgasen, aber auch zu geringen Teilen zu Humus werden würde.
Potenzial
Humusaufbau allein kann das Klima nicht retten. Jedoch kann Humusaufbau einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung von Klimaschutzzielen im Agrarbereich leisten. Unsere Potenzialanalyse hat ergeben, dass pro Jahr mit einem mittleren, realistischen Aufwand 7 Mio t CO2e negative Emissionen erreicht werden können. Das sind 12 % aller THGs innerhalb des Agrarsektors. Eine Seminararbeit der Universität Hohenheim identifiziert ein maximales Potenzial von 27 t CO2e pro Jahr
(46 % der THGs innerhalb des Agrarsektors).
Eine Studie des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung sieht das Speicherpotential durch Zwischenfruchtanbau bei 7 Mio t CO2e pro Jahr – und dies bei Einführung nur einer von vielen möglichen humusmehrenden Maßnahmen.
Ökosystemleistungen durch Humusaufbau
Humusaufbau durch organisch gebundenen Bodenkohlenstoff hat weitere elementare Querschnittsfunktionen, die positiv auf die Umwelt wirken. Diese umfassen den Schutz des Wassers, die Förderung der Artenvielfalt, die Stärkung der Resilienz, die Verbesserung der Bodengesundheit und den Schutz vor Erosion.
Wasserschutz: verbessert Wasserversickerung und -speicherung, verbesserte Filterwirkung von Pestiziden und anderer organischer Schadstoffe
Bodengesundheit: verbessert Fruchtbarkeit, Nährstoffumsatz und -speicherung
Artenvielfalt: verbessert Biodiversität im Boden und auf der Flur, mehr Lebensraum für Fauna durch erhöhte Durchwurzelung, Zwischenfrüchte, Untersaaten und Begrünung
Erosionsschutz: stabilisiert Bodenstruktur und verbessert die Aggregierung, reduziert Bodenverluste durch Erosion
Resilienz: puffert Erträge gegen Wassermangel, erhöhter Schutz vor bodenbürtigen Krankheitserregern