Die Saison der Bodenprobenahme unserer im Humusaufbau tätigen Landwirt*innen ist in vollem Gange!

Es ist wieder soweit! Jedes Jahr im März/April führen wir auf unseren im Humusaufbau tätigen Betrieben, die neu am Programm teilnehmen, Bodenproben durch zur Ermittlung des CO2-Speicherungs Potential. Nach intensivem Austausch und der Ausarbeitung der für jeden Betrieb individuell gestalteten bzw. angepassten Humusaufbau-Maßnahmen im letzten Jahr, freuen wir uns, zahlreiche neue Betriebe im Programm willkommen heißen zu dürfen.

Das Hauptziel der ersten Beprobungen ist die Gewinnung von Humus-Startwerten, die im weiteren Projektverlauf als Referenzwert dienen werden für die Ermittlung vom CO2-Speicherungs Potential. Die Differenz der Humusgehalte zwischen zwei Messpunkten ergibt die erreichte Speicherungsleistung und stellt für uns die Grundlage für die Honorierung der Landwirte dar. Neben der Bestimmung des organischen Bodenkohlenstoffs werden auch weitere Parameter wie Stickstoff, Grundnährstoffe und physikalische Eigenschaften mituntersucht, die einen Beitrag für die Ermittlung der Bodenfruchtbarkeit darstellen. Dies hilft landwirtschaftlichen Betrieben, ein präzises Gesamtbild über den Nährstoffhaushalt ihrer Böden zu gewinnen sowie deren Potential für CO2-Speicherung.

Einflussfaktoren zur Ermittlung der Bodenprobe und ihrer potentiellen CO2-Speicherung

Seit einiger Zeit arbeiten wir auf Hochtouren daran, die neuen Flächen unserer im Humusaufbau tätigen Landwirt*innen in unser Geoinformationssystem (GIS) aufzunehmen und an unseren Dienstleister Nextfarming für die Probenahme zu übermitteln. Eine große Herausforderung stellt die Koordination von Landwirt*innen und dem Dienstleister für die Probenahme dar. Damit unser Dienstleister mit seiner modernsten Technologie Proben mit hoher Qualität und Präzision ziehen kann, müssen eine Vielzahl der Schläge unserer Betriebe für ihn zugänglich sein. Errichtet ein teilnehmender Betrieb beispielsweise einen Folientunnel, formt Dämme zur besseren Etablierung von Ackerfrüchten oder bringt Vliese zum Frostschutz aus, wird die Fläche unbegehbar und ist somit zur Probenahme ungeeignet. Auch ein frisch bearbeiteter oder gedüngter Boden verfälscht die Messwerte, weshalb häufig nur ein relativ kleines Zeitfenster bleibt, in dem die Böden unserer Landwirte*innen angemessen beprobt werden können. Das Zeitfenster kann sich außerdem verkürzen, wenn eine Beprobung der Böden wetterbedingt, beispielsweise durch Niederschläge oder Frost, nicht erfolgen kann. Wenn aus diesen oder anderen Gründen kein Startwert für die Ermittlung des CO2-Speicherungs Potential bestimmt werden kann, verschiebt sich die Projektteilnahme auf den Herbst desselben Jahres. Dies ist nicht weiter problematisch, weil die klimatischen Bedingungen im Oktober und November eine Beprobung mit präzisen Ergebnissen ebenfalls ermöglichen. Auf Flächen auf denen eine maschinelle Beprobung aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist, übernehmen wir die Bodenprobenahme selbst und von Hand. Auch in diesem Fall verwenden wir modernste GPS-Technologie, die uns genauso präzise und vergleichbare Messwerte zur CO2-Speicherung liefert. So können wir auch Flächen mit Sonderkulturen wie Weinreben oder Ackerflächen mit besonders starker Steigung ins Carbon Farming Programm aufnehmen. Dies ist wichtig, da landwirtschaftliche Betriebe, wenn möglich, mit der Gesamtfläche am Programm teilnehmen sollten. So wird vermieden, dass die erbrachten Speicherleistungen auf einer Fläche nur eine Verlagerung von organischer Substanz auf Kosten einer anderen Betriebsfläche darstellt (sog. Leakage).

Methodik der Bodenprobe bei Humusaufbau Flächen

Da Humuswerte im Boden sehr sensibel sind und sich selbst auf kleinem Raum stark unterscheiden können, legen wir besonderen Wert auf eine solide und zuverlässige Methodik der Bodenprobenahme, um möglichst genaue Werte zur CO2-Speicherung zu erhalten. Beprobt wird eine Tiefe von 0-30 cm an 15-16 Einstichstellen pro Schlag. Durch das Zusammenführen zu einer Mischprobe pro Schlag lässt sich ein für den Schlag repräsentativer Humuswert ableiten. Hierbei steht vor allem die Vergleichbarkeit von Messwerten zwischen zwei Messzeitpunkten im Vordergrund. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, die Probenahme GPS-gesteuert durchzuführen. Durch das Ansteuern der exakt gleichen Messpunkte zu zwei verschiedenen Zeitpunkten erhalten wir nach vier Jahren statistisch valide und vergleichbare Messwerte bezüglich erbrachter Speicherleistung durch Humusaufbau. Hierbei gilt es sehr präzise vorzugehen: Bereits kleine Abweichungen von der für die Vergleichsprobe gewählten Einstichstelle können die Messwerte erheblich verzerren und lassen das Schließen von Rückschlüssen nur noch schwer zu. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Bodenhumuswerte in einem sehr geringen Prozentsatz befinden. Ein Zuwachs von 0,1 % Humus pro Jahr entspricht bereits einer beachtlichen Humusaufbau Rate!

Aufwand und Kosten der Bodenprobe

Humuswerte im Boden zu bestimmen ist nicht nur aufgrund des hohen Koordinations- und Zeitaufwands sehr kostspielig. Unser Dienstleister fährt mit einem Probenahme-Fahrzeug eine Vielzahl von Flächen ab, die teilweise weit voneinander entfernt liegen, weshalb auch Kosten durch Rüstzeiten in die Kalkulation miteinbezogen werden müssen. Auch die hohe Zahl an Einzelproben trägt zu den hohen Gesamtkosten bei. So fallen z.B. bei 15-16 Einstichstellen pro Schlag und im Schnitt etwa zwei Hektar großen Schlägen bei einem 50 Hektar Betrieb knapp 400 Einzelproben an. Dass die einzelnen Messpunkte per GPS-Technologie auf wenige Zentimeter genau angesteuert werden, erhöht den Aufwand zusätzlich. Dazu kommen der Transport und die Lagerung der großen Menge an Proben. Der Prozess der Bodenprobenahme trägt mit etwa 50 % zu den Gesamtkosten der Bodenuntersuchung bei. Die anderen 50 % fallen bei der Laboruntersuchung an. Allein die Bestimmung des organischen Bodenkohlenstoffs ist bereits sehr aufwendig. Hinzu kommt die Grunduntersuchung, auf die wir trotz eines finanziellen Mehraufwandes nicht verzichten möchten, da wir vom Mehrwert, den diese unseren Betrieben liefert, überzeugt sind. Da wir als Verein nur einen kleinen Teil der Zertifikatserlöse aus Carbon Farming Massnahmen einbehalten, ist es für uns nicht möglich, die Kosten für die Bodenuntersuchung zu stemmen. Deshalb übernehmen die teilnehmenden Betriebe die Kosten für die Bodenuntersuchung. Allerdings kommen hier unsere zahlreichen Partnerschaften ins Spiel. In unserem Kerngebiet Südbaden übernimmt unser Partner Badenova aktuell beispielsweise 50 % der Kosten für die Bodenuntersuchung. In einem weiteren Projektgebiet nahe Mönchengladbach sind es 100 % der Kosten, die von unserem Partner Procuratio übernommen werden. Neben der intensiven Pflege unserer Partnerschaften sind wir regelmäßig im Gespräch mit potenziellen neuen Partnern. Dies tun wir unter anderem, um die Kosten für unsere Landwirt*innen so gering wie möglich zu halten und ihnen den nötigen Spielraum für die erforderlichen Massnahmen zum Humusaufbau auf ihren Ackerflächen zu ermöglichen.